New Work nach Frithjof Bergmann
Was blieb von der Ursprungsidee übrig?
Als ich vor knapp fünf Jahren das erste deutschsprachige Buch mit dem Titel „New Work – wie wir morgen tun, was wir heute wollen“ veröffentlicht habe, wussten viele noch gar nichts mit dem Begriff anzufangen. Ja, mein Verlag warnte mich sogar vor dem Titel, der mit einem Reiseführer verwechselt hätte werden können…
Und heute? Wenn wir heute über New Work reden (erstmals von Frithjof Bergmann thematisiert), erlebe ich ganz oft schon wieder genau das Gegenteil. Müdes Lächeln. Schultern zucken. Abwinken. New Work? Ist doch schon ein alter Hut. Ein Buzzword. Wieder nur so ein Trend, der vorbeiziehen wird.
Die Ursprungsidee von Frithjof Bergmann
Viel zu oft wird im momentanen Hype um die neue Arbeitswelt die Ursprungsidee dahinter völlig übersehen: die Tatsache, dass der Ansatz alles andere als „new“ ist. Denn das Konzept wurde bereits in den 1980er von Frithjof Bergmann ins Leben gerufen. Somit kann in keiner Weise von einem schnelllebigen Trend gesprochen werden, der – kaum erfunden – schon fast wieder vorübergezogen ist.
Allerdings stellt sich heute die berechtigte Frage, wie weit wir uns mittlerweile von der ursprünglichen Idee entfernt haben, bzw. wie viel davon noch übriggeblieben ist.
Was wir heute unter New Work verstehen
Hippe Großraumbüros, Kickertische und Biolimonade für alle, werden derzeit oft vorschnell als schöne neue Arbeitswelt propagiert, in der sich die Beschäftigten rundum wohlfühlen und ihr Bestes geben sollen. Kommt dann noch ein bisschen Home-Office dazu, ein Bürohund und ein Tag im Jahr, an dem Kinder mit ins Büro gebracht werden dürfen, ist das Konzept der Arbeit 4.0 perfekt. Aber ist es das wirklich? Ist das im Sinne des Erfinders?
Frithjof Bergmann, der Urvater von New Work, brachte 1984 sein Buch „Neue Arbeit, neue Kultur“ heraus und forderte darin nicht weniger als einen radikalen Wandel der Arbeitswelt: Die Lohnarbeit, wie wir sie kennen, durch die Neue Arbeit zu ersetzen.
New Work: Tun, was man wirklich, wirklich will
Die Neue Arbeit, anstelle der bisherigen Lohnarbeit, sollte laut Frithjof Bergmanns New Work Theorie die folgenden drei Merkmale besitzen.
- Alle Menschen tun die Arbeit, die sie wirklich, wirklich wollen; somit gibt diese Arbeit Leben, Vitalität und Freude.
- Durch hoch technologisierte Maschinen werden Menschen in kleinen Gemeinschaften selbst in der Lage sein, Ressourcen schonend und mit wenig Arbeitsaufwand Dinge herzustellen, die sie zu einem angenehmen Leben benötigen. (High-tech-self-providing)
- Dabei werden neue Produkte entstehen, die im Geist der Neuen Arbeit entwickelt und hergestellt werden, um mit diesen Geld zu verdienen.
Sind wir auf dem richtigen Weg?
Was ist in unserer heutigen Arbeitswelt davon übriggeblieben? Wo können wir tatsächlich New Work Ansätze erkennen? Klar ist:
Zu 1. Es wird immer deutlicher erkennbar, dass Menschen heute selbstbestimmter, freier und kreativer arbeiten wollen, als das in der Vergangenheit der Fall war. Sie wollen das tun, was ihren Talenten entspricht und ihnen entsprechend leichtfällt und Spaß macht.
Zu 2. Die technischen und digitalen Möglichkeiten bieten ihnen die immer mehr die Chance, mit immer weniger Aufwand auch genau das zu tun.
Zu 3. Unternehmen, die das erkennen, schaffen nicht nur neue Produkte, mit denen sie am Markt Geld verdienen, sondern die erst durch genau diese Art zu arbeiten gebraucht werden und im Zuge dessen entstehen.
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Was klappt schon gut & wie geht es weiter?
Unternehmen, die erkennen, dass in der Verbindung des individuellen Wunsches nach beruflicher Erfüllung mit der gemeinschaftlichen Anstrengung, ein menschengerechteres Arbeitsumfeld zu schaffen, die Kernidee von New Work liegt, sind auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Was heißt das konkret?
New Work ist kein Konzept, keine Strategie, die von oben vorgegeben werden kann. Es ist eine Haltung. Eine, die von oben gewollt und von unten verstanden werden muss. Damit Führungskräfte zu Ermöglichern (Enabler) werden und Mitarbeiter zu Partnern auf Augenhöhe, die sich gemeinsam auf den Weg machen, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der alle ihr Bestes geben können – und wollen.
New Work Erfinder Frithjof Bergmann macht aber auch klar, dass Menschen in diese Richtung entwickelt und auf ihrem Weg dorthin gestärkt werden müssen. Wenn dieser Schritt in Unternehmen übersprungen wird, wenn geglaubt wird, das passiere nebenbei und von allein, am Kickertisch, mit einer Biolimonade in der Hand, dann geht das sehr oft schief. Dann scheitert die Idee der Arbeit 4.0 zu Recht. Dabei ist Frithjof Bergmann sich sicher: „Deutschland braucht die Neue Arbeit aber unbedingt. Nur dann kann es seinen Status als führende Wirtschaftsnation behalten.“
Wer ist Frithjof Bergmann?
Aufgewachsen in Deutschland (Sachsen) zog es Frithjof Bergmann 1949 in die USA. Hier studierte und später lehrte er Philosophie und Anthropologie. Sein zentrales Thema wurde die „New Work“, dessen Namen er prägte.
1984 gründete er in Michigan das erste Zentrum für Neue Arbeit. Die New Work Kultur ist nach wie vor die Lebensaufgabe Frithjof Bergmanns.