Die Digitalisierung muss entmystifiziert werden!
Hand aufs Herz: Wie stehen Sie eigentlich der Digitalisierung gegenüber? Und wissen Sie, was Ihre Kollegen davon halten? Überwiegen in Ihrem Umfeld eher Sorgen und Ängste oder Optimismus und Hoffnung?
Wahrscheinlich deckt sich Ihre Wahrnehmung mit der, vieler anderer Entscheidungsträger und Berufstätigen:
Digitalisierung wird überwiegend zwiespältig gesehen.
Einerseits erhoffen sich die Menschen, durch modernen Technologien Beruf und Privatleben künftig besser in Einklang zu bringen. Andererseits haben sie Angst, dass Digitalisierung für sie steigende Anforderungen und mehr Stress bei der Arbeit bedeutet.
Eine aktuelle Umfrage unter Studierenden und Berufstätigen zeigt: Die Angst vor der Digitalisierung überwiegt; über die Hälfte der Befragten sehen in ihr mehr Risiken als Chancen. Sie fürchten den Anstieg stressbedingter Krankheiten und haben Bedenken, neuen und vor allem flexiblen Arbeitsmodellen nicht gewachsen zu sein. Die Befragten gehen davon aus, dass Arbeitgeber grundsätzlich ein höheres Maß an Flexibilität erwarten, als sie selbst bereit sind aufzubringen. Schlagworte wie „ständige Erreichbarkeit“, „Entgrenzung“ und „Entwurzelung“ kreisen durch die Kaffeeküchen und Chaträume.
Jeder Dritte kann sich unter Digitalisierung nichts vorstellen
Doch auch wenn ‚DIE DIGITALISIERUNG‘ in aller Munde ist, so wissen doch überraschend viele Menschen nicht, worum es dabei eigentlich konkret geht. Rund ein Drittel der Befragten kann sich kann sich gar nichts darunter vorstellen. Und auch viele andere, die den Begriff und was sich dahinter verbirgt zwar kennen, haben Mühe zu erklären, was es für sie konkret bedeuten könnte. Und das gilt nicht nur für die Mitarbeiter. Auch Führungskräfte weisen erhebliche Defizite auf: So weiß jeder zweite keine Antwort darauf, was Digital Leadership eigentlich bedeutet. Und zwei Drittel der Unternehmensentscheider geben zu, schlichtweg keine Zeit für die notwendigen Maßnahmen zu haben. Hinzu kommt, dass jeder zweite von ihnen über Konflikte klagt, wer überhaupt für die Umsetzung der Digitalisierung im Unternehmen verantwortlich ist.
Doch kann sich die deutsche Wirtschaft, können sich Unternehmen heute tatsächlich leisten, dass Thema vor sich herzuschieben? Nicht, wenn sie den Wettbewerb um die neuen Standards nicht verlieren und weiterhin konkurrenzfähig bleiben wollen.
Also heißt es anpacken. Schluss machen, dass Problem von einer Abteilung in die nächste zu schieben. Zusammenzuarbeiten, egal ob in der IT oder Personalabteilung, im Vertrieb oder der Produktion. Silodenken war gestern. Digitalisierung geht alle an.
Jeder einzelne im Unternehmen muss künftig seinen Beitrag leisten
Eindringlich warnte kürzlich Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit:
Nicht nur Führungskräfte, sondern alle Beschäftigten sollten sich frühzeitig auf den bevorstehenden digitalen Wandel in der deutschen Wirtschaft vorbereiten. Die Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten und erfordert von jedem einzelnen die Bereitschaft, sich frühzeitig darüber zu informieren, wie sich die Anforderungen im eigenen Job verändern werden. Jeder muss deshalb auch bereit sein, sich in Eigeninitiative fortzubilden.
Gerade von der Industrie 4.0 – der Vernetzung ganzer Fabrikhallen mit dem Internet – werden sehr viele Beschäftiget betroffen sein, so Weise weiter.
Diese Veränderungen durch die Digitalisierung werden in der Wirtschaft, am konkreten Arbeitsplatz kommen. Und die hält auch niemand auf, in dieser Weltwirtschaft.Und da kann ich jedem einzelnen nur die gute Empfehlung geben, sich darauf einzustellen. Da müssen die Menschen entscheiden, ob sie Computerspiele machen oder einen IT-Kurs belegen.
Doch wie bringt man die eigene Mannschaft auf diesen Weg? Die Unternehmen müssen die Verantwortung dafür übernehmen, ihren Beschäftigten Orientierung zu geben und sie gleichzeitig als aktive Gestalter in den Veränderungsprozess mit einzubeziehen.
Oberste Priorität sollte sein, die Digitalisierung zu entmystifizieren.
Also zu klären,
- Was bedeutet Digitalisierung überhaupt – im Allgemeinen und für uns als Unternehmen konkret?
- Welche Auswirkungen hat sie auf unsere Arbeitsabläufe?
- Auf unsere Dienstleistungen und Produkte?
- Auf den Fortbestand unseres Unternehmens und unserer Branche?
- Und was bedeutet sie für die Abteilungen und jeden einzelnen Arbeitsplatz?
Im zweiten Schritt gilt es dann, die eigenen Leute fit zu machen. Als zentrale Anforderungen an künftiges Personal gelten Eigenständigkeit, Kreativität, Flexibilität bei Einsatzzeiten und -orten sowie die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Führungskräfte wünschen sich, dass ihre Mitarbeiter offen auf neue Aufgaben zugehen, unternehmerisch denken und innovativ sind. Dafür müssen sie jedoch ein Klima von Mut und Optimismus schaffen und klarmachen, dass dabei auch Fehler erlaubt – ja sogar gewünscht – sind.
Während die Ausgestaltung von Unternehmen zu Unternehmen und Branche zu Branche unterschiedlich aussehen kann, ist eine Anforderung zentral:
Der Wandel in der Arbeitswelt, getrieben durch die Digitalisierung, darf keine Einbahnstraße sein
Nur wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter, Kolleginnen und Kollegen darüber im Klaren sind, dass es ein Geben und Nehmen ist, dass derjenige, der Vertrauen und Flexibilität gewinnt auch bereit sein muss, Eigenverantwortung und Selbständigkeit einzubringen, kann der Wandel gelingen. Und zwar mit Gewinn für alle Seiten.