Teil 2: Schöne neue Arbeitswelt – ist genug für alle da?
Werden wir in Zukunft immer mehr arbeiten oder vielleicht bald gar keine Arbeit mehr haben? Auch mit diesen Fragen habe ich mich ausführlich in meinem Buch NEW WORK beschäftigt. Heute stelle ich wieder vier Auszüge daraus vor.
Werden wir bald alle durch Automaten, Algorithmen und Roboter ersetzt?
Ganz so schlimm wird es wohl nicht kommen. Das „Ende der Arbeit“, wie es vor 20 Jahren der amerikanische Ökonom und Gesellschaftstheoretiker Jeremy Rifkin voraussagte, steht uns nach heutigem Kenntnisstand mit großer Wahrscheinlichkeit nicht bevor – zumindest nicht in absehbarer Zeit. Zwar wissen wir bereits, dass fast die Hälfte unserer heutigen Jobs in 20 Jahren von Automaten übernommen werden könnten. Was aber nicht heißt, dass dies auch der Fall sein muss, denn was technisch möglich ist, macht nicht immer Sinn oder rechnet sich auch betriebswirtschaftlich.
Die Befürchtung, dass Maschinen den Menschen die Arbeit wegnehmen, hegten schon unsere Ururgroßeltern.
Richtig ist dabei, dass die menschliche Arbeitskraft – und zwar ganz egal ob geistiger oder körperlicher Natur – immer mehr durch Roboter und Computer ersetzt werden kann. Doch dabei werden die menschlichen Komponenten niemals ganz an Bedeutung verlieren; vielleicht werden sie sogar wichtiger als je zuvor. Ganz egal, in welchem Berufsfeld wir heute und in Zukunft tätig sind: Gute Chancen auf Beschäftigung werden künftig vor allem diejenigen haben, die neben ihren Fachkenntnissen über kreative und soziale Fähigkeiten verfügen und diese immer weiter ausbauen.
Wo und wie werde ich künftig arbeiten?
Ob es uns gefällt oder nicht – die Zukunft der Arbeitswelt wird mehr Flexibilität und Mobilität für Unternehmen und deren Mitarbeiter bieten, sie gleichzeitig aber auch einfordern. Das birgt Chancen und neue Anforderungen zugleich. Einerseits wird es bald keine Rolle mehr spielen, von wo aus wir arbeiten. Andererseits müssen wir damit zurechtkommen, dass wir mit Kollegen zusammenarbeiten, die wir noch nie im Leben persönlich kennengelernt haben, und gegebenenfalls auch früh am Morgen oder spät am Abend mit Menschen zu kommunizieren, die in anderen Zeitzonen leben.
Eigenverantwortung und Selbstbestimmung sind die zwei wesentlichen Elemente, die wir durch die Auflösung fester Arbeitszeiten und Arbeitsorte hinzugewinnen.
Das endet nicht bei der Möglichkeit, E-Mails auf dem Sofa zu checken oder vom Spielplatz aus Telefonate zu führen. Für uns bedeutet das, dass sich die Arbeit auf die Art und Weise erledigen lässt, die wir selbst für die beste und effizienteste halten. Damit tragen Selbstbestimmung und Eigenverantwortung auch dazu bei, dass wir gesünder bleiben, weil wir subjektiv weniger Stress und Zeitdruck verspüren, selbst wenn wir nach wie vor das gleiche Arbeitspensum ableisten oder es sogar steigern.
Kann ich mich in dieser schnellen, unsicheren Arbeitswelt überhaupt noch absichern?
Kurz gesagt:
Beschäftigungsgarantie wird immer seltener – Beschäftigungsfähigkeit dafür umso wichtiger.
Nicht mehr der Arbeitgeber, sondern jeder einzelne Beschäftigte wird in Zukunft dafür Verantwortung tragen, dass er einer Tätigkeit nachgehen und daraus seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Dazu gehört die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen ebenso wie die Gesunderhaltung unserer eigenen Arbeitskraft. Aber vor allem braucht es dazu die Fähigkeit, sich auf immer neue Anforderungen, vielleicht auch auf immer neue Jobs in wechselnden Unternehmen einstellen zu können. Dabei wird die fachliche Weiterbildung eine große Rolle spielen – aber nicht die einzige. Noch wichtiger wird sein, dass wir uns soziale Kompetenzen wie flexibles Denken, Team-, Kommunikations- und Anpassungsfähigkeit sowie eine unternehmerische Einstellung zu eigen machen.
Wie können wir uns denn am besten vorbereiten?
Während diese Frage in jedem Bereich anders beantwortet werden muss, gibt es eine Antwort, die für alle gilt: Unternehmen und Individuen müssen Veränderungsbereitschaft und Veränderungsfähigkeit an den Tag legen, um in einer sich rasch und oftmals auch unvorhersehbar verändernden Welt zu bestehen.
Resilienz, also die Fähigkeit, Krisen und unvermutete Überraschungen nicht nur zu tolerieren, sondern aktiv zu überwinden, ist die Antwort auf die zerstörerische Kraft der Disruption und wird zu einer der wichtigsten Eigenschaften in der Arbeitswelt der Zukunft.